Betriebsklima und Beziehungsgestaltung bei der Spitex Biel-Bienne Regio AG
Von Anfang an gesund
Viele Absenzen, sinkende Noten, Herausforderungen beim Führen des Arbeitsjournals und das neutrale bis tendenziell negative Feedback der Lernenden zum Betriebsklima: vor gut einem Jahr hat die Spitex Biel-Bienne Regio AG gehandelt, zusätzliche Massnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements eingeführt und auf Beziehungsarbeit gesetzt.
Und es hat sich gelohnt: die Absenzen konnten gesenkt, die Noten stabilisiert und letztendlich die Zugehörigkeit und Identifikation mit der Organisation gestärkt werden.
Herausforderungen gemeinsam meistern
Der Übergang von Schule zur Lehre ist für Jugendliche ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit. Angehende Fachfrauen/Fachmänner Gesundheit bei der Spitex Biel-Bienne Regio AG betreuen bereits nach dem ersten halben Ausbildungsjahr selbstständig die Klient:innen. Sie sind dann nur noch unregelmässig auf der Geschäftsstelle anzutreffen, die Kontakte zu den Berufsbildnerinnen, zu den Teamleitungspersonen oder zu den anderen Auszubildenden sind erschwert.
Im vergangenen Jahr spitzte sich, auch coronabedingt, die Situation bei den Jugendlichen zu: Die Absenzen mehrten sich, die Noten sanken, die Arbeitsjournale wurden teilweise nur schlecht oder gar nicht geführt. Die Auszubildenden fühlten sich zwischenzeitlich nicht mehr so gut in das Unternehmen eingebettet. In Absprache mit der Geschäftsführung und der Verantwortlichen für das Betriebliche Gesundheitsmanagement haben die Berufsbildungsverantwortlichen gehandelt und umgehend Massnahmen eingeleitet.
Lernnachmittage
Um die Auszubildenden enger begleiten zu können, führte die Spitex Biel-Bienne Regio AG einen wöchentlichen Lernnachmittag ein. Die Jugendlichen erhalten seither die Möglichkeit, selbstgesteuert am Schulstoff zu arbeiten, die Arbeitsjournale regelmässig zu führen oder sich mit spezifischen Themen vertiefter auseinanderzusetzen. Dabei stehen die Berufsbildungsverantwortlichen für Fragen rund um die tägliche Arbeit, zum Schulstoff oder zum Arbeitsjournal zur Verfügung.
Durch die Anwesenheit der Berufsbildenden finden ebenfalls informelle Gespräche statt. Gerade auch mit Blick auf die psychische Gesundheit der Auszubildenden sind diese Gespräche ein wertvoller Pulsmesser für die Berufsbildungsverantwortlichen. Sie bieten die Möglichkeit, auch niederschwellig für die Auszubildenden präsent zu sein und mögliche Krisen frühzeitig zu erkennen und handeln zu können.
Umgang mit Absenzen
Absenzen meldeten Auszubildende bisher an die Teamleitung. Seit gut einem Jahr melden sie sich zusätzlich bei den Berufsbildungsverantwortlichen ab. Dank der zwischenzeitlich gestärkten Beziehung ist es den Berufsbildungsverantwortlichen möglich, die Auszubildenden auch hier enger zu begleiten.
«Die Lernnachmittage stärken die Jugendlichen – schulisch, fachlich und persönlich»
Simone Lecoutre und Jessica Geiser, Berufsbildungsverantwortliche Spitex Biel-Bienne Regio AG
Weiterbildung der Berufsbildnerinnen und -verantwortliche
Gerade im Bereich der psychischen Gesundheit ist die Begleitung der Lernenden anspruchsvoll geworden. Hier stellte sich die Frage, wie weit der Auftrag von Berufsbildenden reicht oder wie Lernende auf Schwierigkeiten angesprochen werden können. Im Rahmen einer Weiterbildung durch Fachmitarbeiterinnen der Berner Gesundheit wurde diesen Fragen mit verschiedenen Methoden nachgegangen und somit die Berufsbildungsverantwortlichen und die Berufsbildnerinnen gestärkt.
BGM: Weiterführung und Ausbau geplant
Die bisherigen Angebote wurden geprüft, werden von den Mitarbeiter:innen und den Auszubildenden genutzt und sehr geschätzt. Die Spitex Biel-Bienne Regio AG plant, die bestehenden Angebote weiterzuführen und das Kursangebot für das aktuelle Jahr auszubauen.
BGM-Massnahmen die wirken!
Für die Spitex Biel-Bienne Regio AG ist klar: die im letzten Jahr eingeführten zusätzlichen Massnahmen haben sich bereits gelohnt. Der Kontakt zu den Auszubildenden konnte massgeblich gestärkt werden, die Absenzen verringert und die Noten stabilisiert und verbessert werden.
Und: Auszubildende sind auch Multiplikator:innnen. So kamen schon verschiedentlich Bewerbungen auf Lehrstellen dank Empfehlungen zustande oder die jungen Fachleute haben sich entschieden, nach ihrer Ausbildung noch weitere berufliche Erfahrungen in der Spitex Biel-Bienne Regio AG zu sammeln.
Eingebettet in ein systematisches Betriebliches Gesundheitsmanagement
Die Lernnachmittage sowie der neue Umgang mit Absenzen sind ein Teil der Massnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Die Spitex Biel-Bienne Regio AG setzt bereits seit einigen Jahren auf entsprechende Massnahmen.
Dazu einige Beispiele:
- Sie leistet jährlich einen finanziellen Beitrag an individuelle sportliche Aktivitäten und bietet Pilates-Kurse über Mittag an.
- Regelmässige Team-Events stärken die Team-Bildung und das Wir-Gefühl.
- Im Sommer bieten gekühlte Getränke und Glace eine willkommene Abwechslung von der selbstständigen Arbeit bei den Klient:innen.
- Ganzjährig stehen den Mitarbeitenden Früchte und Getränke kostenlos zur Verfügung. Mit diesen Massnahmen wird ebenfalls die Selbstfürsorge gelebt.
- Auf Wunsch steht allen Mitarbeitenden ein Stehpult zur Verfügung. Ausserdem runden verschiedene Schulungen die BGM-Angebote ab:
- Körperhaltung, Wahrnehmung, Rücken-Prävention
- Alleine unterwegs sein
- Digitale Medien/Internet und soziale Netzwerke
Spitex Biel-Bienne Regio AG, Biel
Die Spitex Region Biel Bienne AG ist die grösste öffentliche Spitexorganisation im Raum Biel. Sie beschäftigt rund 200 Mitarbeitende. Sie bietet rund 20 Ausbildungsplätze zum/zur Fachfrau:mann Gesundheit EFZ, resp. zum/zur Assistent:in Gesundheit und Soziales EBA an.
Weitere Informationen: www.spitex-biel-regio.ch